„Wirtshaus am Kirchsteig“ Bayrisches Fernsehen
„Wir in Bayern“ 19.04.2012
Wirtshaustester Wolfgang Schneider ist diesmal in Oberbayern unterwegs. Im Landkreis Landsberg am Lech – genauer gesagt in Dießen am Ammersee – besucht er das „Wirtshaus am Kirchstieg“.
Besonderheiten des Wirtshauses: „Wir in Bayern“-Wirthaustester Wolfgang Schneider lobt am „Wirtshaus am Kirchsteig“ vor allem eines: „Es ist der Geist des Hauses, es ist mehr als ein Wirtshaus. Man merkt einfach, dass da Lust und Leidenschaft der Macher dahinter stecken.“
Das Wirtshaus am Kirchsteig von innen: Es sind ganz individuelle Gasträume, die da entstanden sind. Sie tragen die Handschrift der Chefin Christine Hirschberger, die die Räume nach ihren Vorstellungen hergerichtet hat. In der Wirtschaft und den beiden Nebenräumen haben etwa 100 Gäste Platz. Im ersten Stock ist ein Saal mit einer Kleinkunstbühne. ‚KiK‘ nennt sich das Ganze: Kunst im Kirchsteig. Veranstaltungen finden in unregelmäßigen Abständen statt und sind fast immer ausverkauft.
Geschichte des Wirtshauses: „Die Wirtschaft existiert seit dem späten Mittelalter. Sie hat zum Kloster Dießen gehört und war Tafernwirtschaft. Das waren Wirtschaften, wo üppig und gut gegessen wurde. 1681 hat der Wirt, Ferdinand Sigl, ein gemauertes Haus auf der Hofstatt gebaut. 200 Jahre später, 1881, entstand an der Stelle ein vollkommener Neubau. So steht’s jetzt im Prinzip immer noch da, das Haus. Im Laufe der Geschichte waren da natürlich viele Wirte drauf. Seit vier Jahren hat es nun die Familie Hirschberger gepachtet. Da arbeiten alle mit. Die jungen Töchter genauso wie die beiden Omas.
Küchenart: „Bei meinem Besuch bin ich auf einen Begriff gestoßen, den hab ich bei meinen Wirtshaustests noch nie gehört: ‚bäuerliche Weltküche‘. Im Kirchsteig versteht man darunter eine ehrliche bodenständige Küche, aber schon mit einem gewissen Anspruch: landestypische Gerichte unterschiedlicher Nationen. Aus Italien beispielsweise „Manzo Brasato“, also in Rotwein geschmorte Rinderschulter auf Kräutertagliatelle, aus Thailand a gscheid’s Curry, aus Frankreich die Bouillabaisse und den Schweinsbraten aus Bayern. Liegt daran, dass die Christine Hirschberger und ihr Koch Norbert Bartel, unterstützt von Lukas Rauth viel in der Welt unterwegs waren, und da oft in die unterschiedlichsten Kochtöpfe reingeschaut haben. Von den Produkten her ist man aber wieder ganz stark regional orientiert. Der Jäger ruft an, wenn er ein schönes Reh hat, genau so macht’s der Bauer mit dem Rind. Gemüse und Salate kommen aus einer einheimischen Gärtnerei. Und, dass es Bier aus der Brauerei Maisach gibt, keine 50 Kilometer weg, macht das Wirtshaus auch sympathisch.
Münchner Merkur vom Samstag 17. Januar 2010
Rubrik: Die schönsten Gasthöfe
von Christine Walshauser-Künlen:
Wirtshaus am Kirchsteig, Dießen Auch wenn Münchner Ausflügler den Ammersee in der Regel mit dem Sommer verbinden, so ist er auch im Winter die etwa 50 Kilometer entfernte Anfahrt wert: Nicht nur wegen der Spaziergänge am See entlang, Nein,die größte Sehenswürdigkeit Dießens ist das Marienmünster. Wahre Schätze finden sich in dem vom Barockbaumeister Johann Michael Fischer errichteten Gotteshaus: So stammt der Hochaltar von Cuvilliés, die Altargemälde gestalteten Tiepolo und Pittoni. Noch einen Grund gibt es, nach „Diaßen“, so sagt der Bayer, heraus zu fahren: Das Wirtshaus am Kirchsteig, ebenfalls im Ortsteil St. Georgen gelegen und nur ein paar Gehminuten oberhalb des Marienmünsters zu finden. Seit einem Jahr besticht Christine Hirschberger ihre Gäste mit einer „bäuerlichen Weltküche“. Was die Wirtin darunter versteht? „Bei uns gibt´s ned bloß bayerische, sondern auch mediterrane, arabische und asiatische Gerichte“, erfährt man, „aber alle Zutaten sind stets frisch und es gibt koa´ Packerlzeig“. Die Freude am Experimentieren sind der „Köchin aus Leidenschaft“, anzumerken: Unterstützt von Norbert Bartel verarbeitet sie das, was beispielsweise Metzgermeister Ignaz Albrecht aus dem nahen Uffing vorbei bringt: Nach einer exotischen Mango-Kokossuppe mit frischem Chili, gebratenen Gambas und Koriander(5,20 Euro) könnten das die Koteletts vom besoffenem Lamm auf mediterranem Gemüse mit Rosmarinkartoffeln sein (16,90 Euro). „Lasst´s Euch überraschen, seid´s experimentierfreudig – schmecken tut alles wunderbar“, lacht sie denn auch, weil man in ihrem Wirtshaus nie ganz sicher sein kann, was die Tageskarte bietet. Nur der Schweinsbraten mit Kartoffelknödel und Blaukraut in der Räuber Kneißl-Biersoß´ wird täglich frisch aus dem Rohr gezogen (8,90 Euro). Und auch das Körberl mit Walnussbrot vom Bäckermeister Manfred Helmer steht immer zuverlässig auf dem Tisch. Relativ sicher ist auch das Angebot eines Ammerseesaiblings vom Dießener Fischer Paul Gastl: Er wird in Olivenöl saftig gebraten und samt Rosmarinkartoffeln und Salat serviert (14,90 Euro). Aber schon bei den vegetarischen Gerichten, davon gibt es immer zwei bis drei zur Auswahl, lässt sich Frau Hirschberger nicht mehr „festnageln“: Uns mundete das Rote-Rüben-Birnen-Risotto mit frisch gehobeltem Parmesan vorzüglich (8,90 Euro). Ach ja, sollte einmal die Bouillabaisse mit hausgemachter Rouille (16,90 Euro) auf der Karte zu finden sein, wird diese dringend ans Herz gelegt. Bleiben noch ein paar Zeilen, um von der Crème Brulée mit der haudünnen Karamellschicht zu schwärmen (4,90 Euro) sowie dem hausgemachten Apfelstrudel den es am Wochenende gibt. Wo man am gemütlichsten sitzt? Wo sich ein Platzerl findet: In der gemütlichen Wirtsstube mit Kachelofen oder im Jugendstil gehaltenen Nebenzimmer mit altem Sofa und im urigen wie eine Berghütte eingerichtete Jägerstüberl! Hauptsache, wir sitzen…